Viele Nachtzüge sind in den vergangenen Jahren verschwunden. Grund dafür waren einerseits betriebliche Qualitätsmängel, die fehlende Rentabilität oder fehlendes Rollmaterial. Schrittweise ist nun eine Rückkehr einzelner Destinationen geplant. Dazu wollen die SBB und die ÖBB die Zusammenarbeit verstärken. Die Wiedereinführung einzelner Destinationen erfolgt nun etappenweise.
Paris, Brüssel, Moskau, Barcelona, Amsterdam, Rom: Viele Destinationen sind in den vergangenen Jahren schrittweise verschwunden. So führten beispielsweise die oft durchgeführten Streiks und Bauarbeiten in Frankreich in den Sommermonaten dazu, dass die Nachtzugsfirma Elipsos die Destination Barcelona nicht in der notwendigen Qualität in Richtung Spanien ansteuern konnte und den Betrieb einstellte.

In Richtung Italien fehlte eine zeitgemässe Schweizer Nachtzugsflotte. 45 Liegewagen, nur ein Teil davon moderner Bauart, wurden an die „Rollende Landstrasse“ verkauft, die letzten fünf uralten SBB-Schlafwagen wurden entsorgt.
Gleichzeitig bestand im Verkehr mit Italien immer die Herausforderung, an der Zieldestination Rom die Züge in der gewünschten Qualität zu reinigen und bereitzustellen. Brüssel und Paris verschwanden aufgrund der zu kurzen Nachzugstrecke. Moskau ist heute mit einem Umstieg in Berlin erreichbar.
Österreich traditionelles Nachtzugsland
Aufgrund der geografischen Ausprägung des Landes und mit attraktiven Strecken in Richtung Balkan, Ostblock und Westösterreich pflegte die ÖBB bereits seit Jahren ein gut implementiertes Nachtzugsangebot und verfügte auch über das Grundwissen, dieses in der geforderten Qualität zu betreiben.

Mit der Übernahme des Nachverkehrs der Deutschen Bahn wuchs der Nachtbetrieb der ÖBB deutlich an. Die Verkehre nach Italien wurden ebenfalls entwickelt. Wie die SBB und ÖBB nun bekanntgeben, wollen die beiden Bahnen das bereits bestehende Angebot im Nachtzugverkehr von sechs auf zehn Linien ausbauen.

Mit 19 Nightjet-Linien und acht weiteren Verbindungen mit Partnern betreibt die ÖBB bereits heute das grösste Nachtzugnetz Europas. Davon umfasst das Netz in Kooperation mit der SBB ab der Schweiz sechs Linien und eine weitere Verbindung.
Amsterdam, Rom und Barcelona wieder als Destinationen für Nachtzüge
Geplant sind neue Nachtzüge ab der Schweiz nach Amsterdam, Rom und Barcelona. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde unterzeichnet. Aufgrund der finanziellen Herausforderungen soll das Ziel über Mittel des Klimafonds abgesichert werden.
Wachstum bei den Passagierzahlen bei 25 Prozent
Die Anzahl der Reisenden in den Nachtzügen ab der Schweiz stieg im Vergleich zum Vorjahr um über 25 Prozent. Die Entwicklungen im Bereich Umweltschutz und Klimakrise führten zu einer Sensibilisierung der Bevölkerung und einer Zunahme des Nachverkehrs und einem verstärkten Wunsch nach Ausbau von Leistungen.
Ab Fahrplan 2022: Neue Nightjet-Verbindung nach Amsterdam
Die bei Reisenden sehr beliebte Destination in den Niederladen kehrt in den Fahrplan zurück. Als ersten Ausbauschritt wollen die beiden Bahnen ab Dezember 2021 eine neue tägliche Nightjet-Verbindung Zürich–Basel–Frankfurt–Köln–Amsterdam wieder aufnehmen. Das nur sehr begrenzt verfügbare für den Nachtverkehr geeignete Rollmaterial setzt einem kurzfristigen Angebotsausbau jedoch enge Grenzen. Die SBB beabsichtigt deshalb, beim deutschen Anbieter RDC Asset GmbH entsprechendes Rollmaterial zu mieten.
2023: Kapazitätsausbau nach Berlin, Hamburg und Prag sowie neue Verbindung nach Leipzig und Dresden
Die bestehenden Destinationen Berlin und Hamburg werden bereits gut nachgefragt. Die Kapazität dieser Verbindungen sollen deutlich ausgebaut werden. Ab Fahrplan 2023 sollen die Destinationen mit zwei separaten Zügen bedient werden. Die Verbindung nach Prag soll als Zugteil des Berliner Nightjet mit Schlaf- und Liegewagen neu auch über Deutschland geführt werden. Durch die geänderte Linienführung entsteht neu eine direkte Verbindung nach Leipzig und Dresden.
Rom und Barcelona geplant aber noch nicht gesichert
Rom soll als Angebot über Bern–Brig–Domodossola wieder als Nachtverbindung eingeführt werden. Eine weitere Verbindung ist täglich von Zürich über Bern– Lausanne–Genf nach Barcelona geplant. Die Einführung dieser beiden neuen Linien ist noch nicht gesichert.
Defizitäre Nachzüge über Schweizer Klimafonds finanzieren
Da ein Nachtzug aus betrieblichen Gründen nur einmal pro Umlauf und Tag eingesetzt werden kann, ist die Produktivität niedrig und die fixen Kosten hoch. Um trotzdem gegenüber dem Flugverkehr konkurrieren zu können, müssen Billette für Nachtzüge für ein breites Publikum erschwinglich bleiben.
Vorbehältlich der politischen Schlussabstimmung und eines allfälligen Referendums würde die finanzielle Unterstützung aus dem Klimafonds der SBB ermöglichen, die hohen und defizitären Betriebskosten der Nachtzugsverbindungen auszugleichen. Der Betrieb der Nachtzüge wird durch die ÖBB sichergestellt. Dazu investieren die österreichischen Bahnen in 13 neue Nightjet-Garnituren, welche ab Ende 2022 zum Einsatz kommen werden.
Wie die SBB und ÖBB festhalten, ist Zürich mit dem Angebot von Nachtzügen nach Hamburg, Berlin, Wien, Graz, Budapest, Prag und Zagreb bereits heute der zweitgrösste Hub für Nachtverkehre in Europa. Nur in Wien starten und enden noch mehr Nachtzüge als in Zürich.
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