Die ÖV-Branche informierte heute über die Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität bei Bussen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Klimaziele des Bundes. Die Energiestrategie wurde durch den Bund für den öffentlichen Verkehr definiert, die Transportunternehmen setzen diese nun schrittweise um. Verschiedene Verkehrsbetriebe im Orts- und Regionalverkehr planen, einen grossen Teil ihrer Dieselbusflotte durch klimaneutrale Busse zu ersetzen.
Die Schweizer ÖV-Branche hat sich in Zusammenarbeit mit Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis 2050 soll der öffentliche Verkehr nochmals um 30 Prozent energieeffizienter werden und die CO2-Emissionen sollen ganz wegfallen. Bisher bestand keine übergeordnete Planung, wie diese Ziele erreicht werden können. „Es besteht Handlungsbedarf, um der Elektromobilität im öffentlichen Verkehr zum Durchbruch zu verhelfen und den öffentlichen Verkehr konkurrenzfähig zu halten“, wie LITRA-Präsident Martin Candinas an einer heutigen Medienorientierung in Bern festhielt. Die Voraussetzungen der einzelnen Verkehrsbetriebe sei heute sehr unterschiedlich und die Rahmenbedingungen für Elektrobusse müssten zwingend optimiert werden.
Busse in Zürich weitgehend emissionsfrei bis 2030
Ambitionierte Ziele gesetzt hat sich die Stadt Zürich: Bis 2030 sollen die Busse der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) weitgehend elektrisch unterwegs sein. Aktuell liegt dieser Anteil bei rund 45 Prozent Trolleybussen gegenüber 55 Prozent Diesel- und Dieselhybridbussen. In den nächsten zehn Jahren soll die verbleibende Dieselflotte durch Elektrobusse abgelöst werden, die in der Garage oder an Fahrleitungen aufgeladen werden.

Insbesondere die Dieselflotte soll in den nächsten zehn Jahren durch elektrische Trolleybusse oder rein elektrische Busse abgelöst werden. „Mit dieser Vorwärtsstrategie wollen wir in Zürich deutlich spürbare Effekte in der Energieeffizienz und im CO2-Ausstoss erzielen: Der Energieverbrauch unserer Busflotte sinkt im Horizont 2030 um 60 Prozent und die CO2-Emissionen können um 75 Prozent reduziert werden. Ob dies erreichbar ist, ist aber auch eine Frage der Finanzierung“, erklärte VBZ-Direktor Guido Schoch.
100 Postautos mit alternativen Antrieben bis 2024
Auch PostAuto plant, verstärkt auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zu setzen. „Das Ziel muss sein: Weg vom Pilot – hin zum eigentlichen Betrieb. Der Betrieb von Postautos mit alternativen Antrieben muss zur Normalität werden“, erklärte Martina Müggler, Leiterin Strategie und Innovation und Mitglied der Geschäftsleitung PostAuto.

PostAuto hat das Ziel, bis 2024 100 Busse mit alternativen Antrieben im Angebot zu haben. Ein ambitioniertes Ziel, denn zuerst müssen Bund und Kantone als Besteller des Regionalen Personenverkehrs von der vergleichsweise teuren Technologie und von Investitionen in die Infrastruktur überzeugt werden. Am weitesten fortgeschritten ist zur Zeit die Planung im Kanton Graubünden: In der Bündner Herrschaft sollen mehrere Linien ganz auf Elektrobetrieb umgestellt und dafür sollen ein Dutzend neue Fahrzeuge beschafft werden.
Hohe Anschaffungskosten als Herausforderung
Die Anschaffungskosten sind der Knackpunkt bei der Ablösung der Dieselbusse. Sie liegen heute bei den Elektrobussen noch 20 bis 50 Prozent höher. Über den gesamten Lebenszyklus ergeben sich unter den heutigen Rahmenbedingungen Mehrkosten von 5 bis 20 Prozent. „Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es beides: Einen öffentlichen Verkehr mit noch weniger CO2-Emissionen und überhaupt mehr öffentlichen Verkehr. Eine bessere Auslastung und noch bessere Angebote sind der Weg dazu“, betonte Christoph Schreyer, Leiter Energieeffizienter Verkehr beim Bundesamt für Energie.

Parlament fordert eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes
Im Frühling 2019 hat das Parlament den Bundesrat aufgefordert zu prüfen, mit welchen Instrumenten der Bund Elektrobusse verstärkt fördern kann. Das Bundesamt für Energie erarbeitet derzeit einen Bericht, der das Potenzial der Elektromobilität im öffentlichen Verkehr beziffern soll und Möglichkeiten auslotet, wie Elektrobusse einfacher angeschafft werden können. Für eine Umstellung besteht grosses Potenzial: Fast 90 Prozent aller Busse im öffentlichen Verkehr der Schweiz werden heute noch mit Diesel betrieben.
Schliesslich behandelt das Parlament in der Herbstsession vier gleich lautende Vorstösse zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs. Die Forderung: Der Bund soll im Detail aufzeigen, wie der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr erhöht werden kann. Die Erreichung der Schweizer Klimaziele kann nur gelingen, wenn der ÖV-Anteil deutlich über 20 Prozent steigt.
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